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Antwort an Frl. Ideal (WKSA `18)

Liebes Fräulein Ideal,

haben Sie Dank für Ihre besorgte Nachricht von gestern. Mir geht es gut. Lange haben wir nicht mehr zusammen genäht – obwohl, war es nicht erst vor 5 Wochen, als ich den Versuch einer Jeans mit Ihnen startete?

Aber tatsächlich, geschrieben habe ich Ihnen schon eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr. Es ist so viel passiert … Beispielsweise war ich zuletzt auf dem wunderbar von Frau Küstensocke und Der feschen Lola organisierten Hamburger-Nähblogger-Treffen.  Es war sehr inspirierend.

Noch nicht sicher ist, ob Sie demnächst aufgrund des didaktisch hervorragenden und inhaltlich sehr informativen Nähblogger-Fotoworkshops von Frau Küstensocke mehr und bessere Fotos erhalten werden. Beeindruckend fand ich dieses in der anschließenden Präsentation an die Wand geworfene Foto schon, selbst „ungedreht“ (können Sie irgendetwas erkennen?).. Allein, die Zeit mit dem MannimHaus ist leider sehr begrenzt, und ob wir so schöne Hintergrundwände hier zuHausezuHause oder im ZweitzuHause finden werden, ist fraglich.

Fotosession

Jedenfalls aber habe ich aufgrund der sehr interessanten Führung durch „den“ Hamburger Privatradiosender Anschluss an die neue Art  Musik zu hören gefunden, und unter den 50 (?) Frauen viele neue und bereits bekannte Persönlichkeiten des Nähbloggernetzwerks getroffen. Ein großes Vergnügen!

Ihre besorgte Nachricht – und ich weiß ja, wie schwierig Ihnen das freie Sticken von der Hand geht – trifft mich in der Überlegung, am diesjährigen WKSA teilzunehmen. Gleichsam auf den letzten Drücker klinke ich mich noch in die ersten Woche der Inspiration ein.

Inspiriert vom Bloggertreffen müsste ich eigentlich einen türkisblauen Weihnachtsmantel wie den von Frau Piek und Fein nähen, der Schnitt liegt hier auch, dafür ist die Zeit aber zu knapp. Beruflich heißt es Endspurt bei verminderter Besetzung, da bleibt nicht viel Energie.

Die Woche bereits fertiggestellt habe ich einen potentiellen Hauskuschelpulli (demnächst mehr dazu), der könnte eine passende Sweatstoff-Hose vertragen. Dunkelblauer Sweat mit rauher Abseite ist vorhanden.

Allerdings ist Heiligabend in der Familie eigentlich ein festlicher kleiner Kreis, da hätte ich doch lieber ein Kleid. Ein Vintage Shirt Dress in dunkelblau wartet bereits längere Zeit auf seine Fertigstellung

Quelle: Sew Over IT

Oder das Wickelkleid aus der diesjährigen Herbstburda.
Oder ich nähe mir eine ohnehin auch für die Arbeit sehr sinnvolle Marlenehose in schwarzer Schurwolle nach einem bereits mehrfach verwendeten Uralt-Burdaschnitt.

Sie sehen, ich weiß mal wieder genau, was ich will. Meine Deadline für die Entscheidung ist der kommende Mittwoch. Bis dahin,

steppende Grüße,
Ihre Tily.

Darf ich vorstellen: Fr. Bertha Brilliant.

Liebe Frl. Ideal,

schreibfaul bin ich im Moment ein wenig, aber zum Glück kennen wir uns ja schon lange genug, dass Sie nicht allzu böse sind, wenn die nächste Nachricht mal etwas auf sich warten lässt.

Sie möchten sicherlich hören, wie sich denn unsere Neue macht. Inzwischen hat sie mir ihren Namen verraten, darf ich Ihnen also heute vorstellen:

Fr. Bertha Brilliant

Das Bild gibt ihren Typ wieder 😉 Aufgrund ihrer Größe hat sie inzwischen auch schon einen Spitznamen: „Die dicke Bertha“.

Ich bin sehr, sehr froh, dass ich mit Ihnen, Frl. Ideal, Nähen lernen durfte, denn Fr. Bertha Brilliant erledigt vieles praktisch von selbst. Knopflöcher zum Beispiel. Aber auch kantennahes Absteppen mit Hilfe eines Blindstichfußes. Überhaupt hilft Fr. Brilliant an vielen Stellen mit, wo es um sauberes Nähen geht oder schlicht um Unwissenheit: Mit den mitgelieferten Füßchen werden schwierige Stellen umschifft, und mit dem Hilfsprogramm im Bauch der „dicken Bertha“ könnte man sehr, sehr theoretischerweise als Nähanfänger Werke ohne Weiteres zusammentackern.

(Foto Hilfsprogramm)
(Foto Füßchen)

Allerdings stelle ich schon fest, vieles nicht zu nutzen. Füßchenwechsel für das Knappkantige Absteppen? Ach was, geht rasch auch so. Lohnt nur für mehrere Meter Naht. Ein einziges Knopfloch? Och nö, ohne Knopflochfunktion … obwohl, mit macht es so viel mehr Spaß und geht so schnell! Vermutlich hat darum der erste geknöpfte Rock gleich viel mehr Knöpfe als vorgesehen:

(Bild Knopfrock)

Und nun nehmen Sie sich am besten einen frischen Kaffee und lehnen sich zurück – oder schließen diesen Brief, denn ich komme jetzt dem Wunsch von Marja Katz nach und beantworte die lange Fragenliste der Nähmaschinenfreunde zu Bertha Brilliant:

Anschaffung und Folgekosten

Bertha Brilliant ist eine Brother Innov-IS VQ2. Die Maschine ist nicht billig, aber imo ihren Preis wert – der bringt sie aber wohl eher in die gehobene Mittel- bis Luxusklasse. Ausschlaggebend war

  • eine der höchsten Punktzahlen in meinem Nähmaschine aussuchen-Fragekatalog,
  • der Lautstärkevergleich mit der gegenüberstehenden Pfaff 5.0,  (die dicke Bertha ist deutlich leiser)
  • intuitive Stichwahl über Touchscreen statt Rad-/Stichübersichten bei Horizon oder Elna und selbsterklärende Tasten.

Das Zubehör reichte erst einmal für die ersten Monate:

(Foto)

Dazu gehörte auch ein Obertransportfüßchen, welches ich allerdings noch gar nicht genutzt habe. Ebensowenig das Stick-/Quiltfüßchen.

Mir fehlt allerdings gegenüber Frl. Ideal ein Rollsaumfüßchen. Es gibt noch diverse weitere Füßchen zu kaufen, und auch einen großen Anschiebetisch sowie eine Erweiterung für das Fußpedal. Beides kostet wohl jeweils noch über 100 EUR, das brauche ich im Moment nicht. Der Preis der „normalen“ Nähfüßchen ist mir online nicht negativ aufgefallen. Den Konenhalter als Aufsatz habe ich geschenkt bekommen, den möchte ich keinesfalls mehr missen.

Mrs. Brilliant hat eine Stichzählfunktion, anhand derer man theortisch die Wartungsintervalle gleichmäßig halten kann. Hier kommt es ja weniger auf die Zeit als die Nutzungsintensität an. Die erste Wartung steht noch aus. Allerdings funktioniert aus mir unverständlichen Gründen der superpraktische Nadeleinfädler seit etwa 2 Wochen nicht mehr – an den hatte ich mich schon so gewöhnt. Wartung steht also an.

Praktikabilität

Die dicke Bertha trägt ihren Spitznamen zur Recht, sie wiegt deutlich über 10 Kilo und ist im Vergleich zu Frl. Ideal riesig:

(Foto Ideal- Bertha)

Das liegt im Wesentlichen an dem sehr großen Nähdurchlass. Mit dem integrierten Tragegriff und dem stabilen Deckel obenauf und dem integrierten Zubehörfach kann sie einfach transportiert werden. Für ein kurzes Nähkränzchen würde ich wegen des Gewichts eher mit Frl. Ideal reisen.

Brilliant bei Mrs. Brilliant ist eindeutig das Licht. Es ist HELL. Unabhängige Vergleiche bei der Annäherung haben ergeben, dass es eindeutig das hellste Licht unter ca. 45 Maschinen war (Frau Allewünschwerdenwahr berichtete letztes Jahr).

Ich finde die Maschine sehr leise und intuitiv bedienbar. Ein Hilfsprogramm ist über den Touchscreen aufrufbar, das Manual ist dazu äußerst ausführlich.

(Foto Manual)

Man kann die Maschine auch ohne Pedal bedienen über eine Taste für Start-/Stop. Das Füßchen kann wahlweise über einen Hebel auf der Rückseite, eine Taste vorne, den mitgelieferte Kniehebel oder das Aufpreis-Zusatzpedalmodul gehoben bzw. gesenkt werden.

Näheigenschaften

Im Vergleich zu Frl. Ideal unterstützt die Neue wesentlich mehr. Sie ist geduldiger, was Stoffqualitäten angeht, und verarbeitet auch flutschige Viskosejerseys ohne größere Überredung. Man kann nicht nur vor- und rückwärts, sondern auch diagonal Stoff transportieren und nähen. Der Stoffdurchlass rechts ist einfach sensationell: Bei Reißverschlüssen kann ich jetzt unproblematisch beide Seiten vom RV-Ende her nähen. Über sehr dicke Stoffe kann ich noch nichts sagen. Sie ist auch leiser – allerdings nicht schneller als Frl. Ideal.

Ich nähe hauptsächlich DOB, manchmal HAKA, selten Kinderkleidung und Taschen. Quilts stehen noch aus. Vermutlich schöpfe ich nicht alles aus, was die Maschine kann, aber ich möchte auch noch „Luft nach oben“ haben. Insofern ist Fr. Bertha Brilliant für mich genau richtig.

Nicht mehr verzichten möchte ich auf

  • das Licht
  • die Heftnaht
  • die Möglichkeit, für jeden Stich 5 verschiedene Stich-Varianten zu speichern. Die Heftnaht gibt es daher bei mir vorprogrammiert in 5 und 10mm Abstand (bis 25 wäre möglich!), mit und ohne Vernähfunktion, mit und ohne Abschneidefunktion
  • den Eco- und Abschaltmodus und die Uhr (den hätte ich allerdings gern mit einem Timer, der die Maschine auch bei Betrieb ausschaltet oder wenigstens „weckt“ – das würde das Zeitfenster-Nähen erleichtern)
  • den Konenhalter und den (abschaltbaren) Ober- und Unterfadenwächter
  • die Möglichkeit, bei Näh-Ende das Füßchen automatisch hoch, die Nadel aber unten zu lassen, um den Stoff zu drehen
  • den Freiarm (der allerdings schmaler sein könnte, fürs Annähen von Ärmelbündchen nehme ich lieber die schlange Frl. Ideal)
  • die Anpassung des Nähfußdrucks

Es gibt 14 Knopflochvarianten zur Auswahl. Ich würde gern manchmal zur Verstärkung einen Faden mitlaufen lassen, also über einen Faden nähen, das habe ich noch nicht ausprobiert, wüsste aber auch nicht wie.

Die Vielzahl der Dekorationsstiche werde ich wohl nie ausreizen, das war aber auch schon bei Frl. Ideal so. Hier könnte ich sogar eigene Zierstiche programmieren… für mich eher Spielerei.

Dann noch die Frage nach potentielle Problemzonen – Cellulitis habe ich noch keine entdecken können, und ein Bauch-Beine-Po-Tuning scheint noch überflüssig. Aber ich habe die Grenzen sicher noch nicht ausgetestet (Wintermantel, Jeansbund, Ledertasche, ..) und mit dem Alter werden sich dann vielleicht noch Problemzonen herauskristallisieren.

Wie ist Dein abschließendes Gesamturteil in Kurzform?

Die dicke Bertha Brother Innov-Is VQ2 heißt nicht umsonst Fr. Bertha Brilliant bei mir. Sie ist gutmütig, hilfsbereit, brilliert mit Licht und Bedienelementen. Im Moment für mich die richtige Wahl.

Ich freue mich aber auch jedes Mal, wenn ich wieder mit Ihnen arbeite, liebes Frl. Ideal.

Steppende Grüße,
Ihre Tily.