WKSA Teil 3

Plätzchen essen ist doch irgendwie auch Nähen, oder?

Diesbezüglich Erfolgsmeldung: Die erste Ladung Plätzchen ist bereits Krümel-restlos aufgegessen. Was das Nähen angeht, wird Frl. Ideal definitiv kein Probekleid nähen. Dafür wird keine Zeit sein! Nachdem meine Stoffsuche diese Woche erfolglos war, habe ich mich heute mit Nähtechniken beschäftigt. Und das kam so:

Aus lauter Frust über den Stoffkauf suche ich weiter nach möglichen Schnitten. Für mich eine unübliche Vorgehensweise: Sonst kommt immer erst der Stoff, und dann der Schnitt. Fest steht, dass ich die Taille betonen möchte und einen „moderaten“ Ausschnitt.

Weihnachten werden wir dieses Jahr auswärts verbringen, dort ist die Wohnung dann meist sehr voll. Bei dem anfänglichen Reise-nach-Jerusalem-Spiel suche ich mir lieber einen schönen Platz auf dem Fußboden. Trotzdem hänge ich irgendwie an Bleistiftröcken fest, oder jedenfalls an einem engen oder gemäßigt weitem Rock. Keine A-Linie, kein Gekräusel, kein Teller. In der Länge Knie- oder Wadenlang. Der MannimHaus wird zwar für einen Mini mit blickdichter Strumpfhose plädieren, aber das bleibt eventuell Silvester vorbehalten.

Beim letzten Bleistiftrock war ich mit der Passform und dem improvisierten Futter recht unzufrieden. Diesmal soll es innen wie außen schön werden! Also habe ich folgende Seiten fast auswendig gelernt und entschieden:

  •  Der Rock bzw. das Rockteil soll eher Abnäher wie im New Look 1956 vorgesehen haben.
  • Soweit möglich, werden Futter und Oberstoff mit Hongkong-Naht zusammgefügt. Falls ich doch noch andere Nähte in Betracht ziehen werde, schaue ich in die geniale Übersicht von Sewnsushi.de.
  • Falls es doch ein Zweiteiler wird, versuche ich, den Bund vom üblichen Kriegspfad mit mir über einen Couture-Bund mit Organza und Roßhaar-Einlage abzulenken. Material liegt schon bereit.
  • Knöpfe fände ich wunderschön, vielleicht mute ich Frl. Ideal und dem MannimHaus den Stress mehrer Knopflöcher zu. Dafür hat das gnädige Fräulein natürlich kein Füßchen oder gar Automatik. Ein Mantelkleid geht aber nicht, mit durchgeknöpften Röcken habe ich nicht so gute Trageerfahrungen gemacht.

Im Hause Ideal gibt es natürlich Notfallprogramme:

Plan B: Ich nähe noch ein Vogue 8686. Das habe ich zum letzten Jahreswechsel im originalen Blau genäht, es ging recht schnell. Den Original-Schnitt habe ich zwar in Bielefeld beim Treffen im Frühsommer geswapt, aber das abgepauste Muster behalten.
Aber: Schon mal gemacht! Und: Altbacken?

Plan C: Aus vorhandenem schwarzem Romanit ein selbstgebasteltes Kleid mit T-Shirt-Schnitt oben, Bleistiftrock unten angesetzt, Taillenriegel. Aber: Schwarz! Und: Risiko, weil kein Schnittmuster!!

Jetzt schaue ich, was die anderen Fünftausend WKSA-Teilnehmerinnen so machen.

 

Vogue Patterns Misses' Dress 8686

Nur einmal im Leben.

Was macht frau nur einmal im Leben? Sich zum ersten Mal verlieben, jedenfalls. Heiraten, hoffentlich. Sterben, mit Sicherheit. Und wie oft kauft man sich eine neue Nähmaschine?

„Braucht“ man überhaupt eine neue Nähmaschine? Da wird es schon schwieriger. Die Alte ist bekannt und vertraut, man kommt recht ordentlich miteinander aus, im Alltag hakt es aber immer öfter. Besonders in schwierigen Situationen, und im Stress fällt auch schon mal das ein oder andere verletzende Wort. Wer hat noch nie bei der Arbeit laut geflucht? Reagiert das Gegenüber immer wie gewünscht, oder frisst es gar Sachen in sich hinein und wird bockig?

Ich frage mich: gilt bei Nähmaschinen auch das Prinzip „Durchhalten und an der Beziehung arbeiten“, also Eine(n) für alle Zeiten – oder gibt es die richtige Maschine für jeden Lebensabschnitt? Oder gar den dringenden Bedarf eines Nähmaschinen-Harems? Btw: liebe feministisch bzw. besser gendergerecht gebildete MitleserInnen, wie lautet das Äquivalent für eine Gruppe fest einer Person zugeordneter Liebesmenschen?

Zurück zum Thema. Ich denke darüber nach, Fräulein Ideal die Altersteilzeit zu ermöglichen. Nur welche neue Maschine passt zu mir?

Sind die inneren Werte entscheidend? Oder sollte ich allein auf dem Bauchgefühl vertrauen? In meiner Art fallen mir natürlich zuerst die Traumprinzen, also die in den Geschäften jeweils teuersten Geräte ins Auge. Ach, wie wäre das Leben schön mit einem, der absolut alles kann … aber passt das zu mir?
Wie Christine Westermann sinngemäß in einem ihrer Buch „Liebling, wann heiratest Du mich“ erklärt: ein halber Apfelkuchen kann nicht mit einer Sahnetorte komplettiert werden. Also erst einmal eine Bestandsaufnahme, Bedarfsanalyse, danach eine Marktsichtung und abschließend Kosten-Nutzen-Betrachtung mit Entscheidungsvorlage an mein Bauchgefühl.

WKSA: Noch immer auf Stoffsuche.

Stellen Sie sich eine Verkäuferin in einem überschaubaren, vielleicht 70qm großen Stoffgeschäft vor. Alle Stoffballen sind nach Qualität und Farben sortiert und akkurat ausgerichtet. Ich habe einen Plan: Für mindestens eines von 7 denkbaren Projekten eine bestimmte Stoffqualität in einer bestimmten Farbe kaufen. Uni, kein Schwarz. Parkplatzbedingt in nicht mehr als 30min. Ambitioniert, aber umsetzbar …

Mit mir betritt eine feine alte Dame mit Gehhilfe und französischem Akzent das Geschäft. Auf unser „Guten Tag“ folgt absolutes Schweigen. Wir verteilen uns im Laden. Die Verkäuferin wendet sich ab. Schweigen.

Die andere Kundin nähert sich mühsam, aber aufrecht der Verkäuferin und fragt nach reinem Wollstoff für Jacken.

Verkäuferin ruckt weiter an bereits ausgerichteten Stoffballen.

Wiederholung der Frage. Verkäuferin geht weg. Stille im Geschäft. Die Dame folgt zögernd zwei Schritte. Verkäuferin bückt sich nach unten und sagt mit scharfer Stimme

„Haben wir nicht! Vielleicht im Januar. Müssen Sie anrufen.“

Und was ist mit Doubleface?

„Nein. Müssen Sie anrufen.“ *ungeduldig*

Und wann käme eine neue Stofflieferung?

„Weiß ich nicht. Müssen Sie anrufen“. *sehr ungeduldig*

Auftritt neue Kundin. Sie nimmt eine Garnrolle vom Angebotstisch, geht zur Kasse. Und wartet. Zählt schon einmal Geld aus dem Geldbeutel. Und wartet. Währenddessen betrachten die Dame und ich die Stoffballen, die Verkäuferin geht mit größtmöglichem Abstand zu jeder von uns im Laden umher. Nach mindestens 6min bewegt sich die Verkäuferin zur Kasse (Noch 21min Zeit zum Stoffkauf!  Ich fixiere die Wäschestoffe.)

Aus den Augenwinkeln sehe ich eine neue Kundin direkt zur Kasse gehen, während die Vorherige noch auf ihr Wechselgeld wartet. Außer dem Klingeln der Kasse ist nichts zu hören. Die Verkäuferin steckt jetzt fest: Sonst im größtmöglichen Abstand zu Kunden, kann sie die Kasse nur verlassen, indem sie die neue Kundin wegschubst. Nach ihrem ersten Schritt in diese Richtung sagt die Kundin:

Heute brauche ich nur dieses Stück. Ich war lange nicht mehr da – es ist schlimm, so viel beruflicher Stress und so viele Sorgen zu Hause.

„Schön zu hören. Acht Euro zwanzig.“

Stille. Kundin schluckt, bezahlt trotzdem, Abgang aller anderen Kundinnen. Ich habe immer noch meinen Plan (Ich! Will! Ein! Weihnachtsprojekt! Nähen!), inzwischen drei zu kombinierende Stoffe im Blick. Gut, dass ich heute keine Beratung brauche. Gerade überlege ich, welchen Ballen ich zu welchem anderen Tisch bringe, um die Stoffe zusammen zu sehen, da:

Auftritt zwei neuer Kundinnen. Steuern gezielt auf die teuersten Stoffe in der hintersten unteren Ecke zu. Eine zieht einen Ballen aus dem Regal und will ihrer Freundin diesen zeigen. Was macht man da? Richtig, den Ballen ablegen und etwas ausrollen, vielleicht mal vorhalten. Plötzlich kommt Bewegung in die Verkäuferin, pfeilschnell eilt sie auf die Frauen zu und ruft dabei schneidend:

„Nein, hier legen Sie keine Stoffballen auf Stofftische, und ausgerollt wird erst recht nicht – Sie sind hier nicht zu Hause, wie sieht das denn aus!“

Ich habe weiterhin keinen Stoff für den WKSA.

Und eine Stoffladen-Blacklist.