Archiv der Kategorie: Alte Schätzchen

Alte Schätzchen III und IV.

Liebes Frl. Ideal,

noch zwei alte Schätzchen, die aus meinem Kleiderschrank verschwinden:

Teil 3: ca.1995
Das Jahr begann damit, dass ich mir einen wunderschönen, braunen Polopullover aus Schurwolle mit schwarzem Kragen und Bündchen strickte. Glatt rechts, mit 3er-Nadeln… , ein echtes Lieblingsstück. Es fand aber sogleich irrtümlich den Weg in den Wäschekorb des gemeinsamen Haushalts. Natürlich hat bei der anschließenden Untersuchung des Falls Niemand den Pulli hineingelegt, und eindeutig Keiner schrumpfte ihn auf Puppengröße. Mpf.

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Danach holte ich irgendwelche Restwolle heraus, häkelte sinnlose kleinen Quadrate und strickte mir kurzentschlossen das erste und einzige Sommerjäckchen daran. Die Knöpfe sind uralt und wiederverwertet aus Muttis Knopfkiste. Getragen wurde dieses Schätzchen nicht so häufig – früher war es im Sommer ja immer kalt -, deshalb auch bisher nicht als „abgetragen“ aussortiert.

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Teil 4: 1997
Irgendwann zu der Zeit waren Häkel-Überpullis modisch. Eigentlich nicht so meins – was zieht man darunter? Aber bei dieser Anleitung interessierte mich, wie ein Ananas-Muster auf einem Pulli aussehen würde. Das kannte ich nur von alten Tischdeckchen. Eigentlich ganz interessant – aber, Frl. Ideal, sehen Sie auch was mir dem MannimHaus bei der ersten Anprobe auffiel? Strategisch ungünstige Löcher ….

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(rechts das Bild zeigt die Rückseite 😉

Daher nur in Haus uns Garten getragen – raten Sie, wem im Haus das Teil besser gefiel ;-))

Bis demnächst,
Ihre Tily

Alte Schätzchen II.

Liebes Frl. Ideal,

darf ich Sie an meinen letzten Brief erinnern und weiter erzählen?  Denn beim Aufräumen sind mir noch einige alte Schätzchen in die Hände gelangt, die nun definitiv nicht mehr getragen werden können. Dabei ist dieses nun ein richtiges Lieblingsstück, das sogar noch nach der Jahrtausendwende getragen wurde.

Teil 2:  1984-200x. Das gestrickte Seiden-Designstück.
Als Teenager war ich, wie gesagt, wohl etwas verrückt. Ausgefallene Sachen mochte ich am liebsten. Leider wurden sie meist mit sehr günstigen, und daher eher nicht so haltbaren Materialien umgesetzt. Vielleicht war das auch ganz gut so, Frl. Ideal, wer weiß, wieviel Klamotten ich ansonsten noch im Kleiderschrank hätte?

Wie dem auch sei, dieses Teil hier fand ich so ähnlich beim Friseur-Besuch in einem Hochglanzmagazin für internationale Mode und war verzaubert. Weil es vergleichsweise normal aussah und daher auch in der Schule getragen werden konnte, wurde Seidengarn in genau der für micht richtigen Farbe – Meerschaumgrün! – ausgesucht, nicht nach dem Preis. Woher das Geld dazu stammte, weiß ich nicht mehr.

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Der Verbrauch für dieses ärmellose Top hielt sich wohl in Grenzen. Während andere Kinder Teenager in den 80er Jahren Kleidergeld erhielten und sich ihre Kleidung völlig selbständig zusammen suchten, wurden bei mir  Sachen vorwiegend ersetzt, wenn sie defekt oder zu klein waren. Kleider „shoppen“ um des Markenkaufs willen kannte ich nicht. Bei aus heutiger Sicht überschaubarem Taschengeld (das mir völlig genügte) waren Dinge wie Stoff- und Wollkauf als Freizeitvergnügen daher seltener.

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Teuer waren auch die Seidensatinbänder, die den Pfiff des Vorderteils ausmachen.

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Meine Geduld wurde beim geradeaus-Stricken des Rückenteils mit 2,5er Nadeln sehr strapaziert. Nur die handschmeichelnde Seide, der Glanz des fertigen Stücks und die Aussicht auf vier schnell hergestellte Vorderteile hielten mich wahrscheinlich bei der Stange.

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Wie habe ich mich geärgert, dass die unterschiedliche Strickrichtung rasch zu einem Verziehen des Vorderteils führte! Die Bänder hielten es nur in etwa zusammen. Dass man durch die tiefen Armausschnitte und die gestrickten Durchzugslöcher prima „durchgucken“ konnte, ist mir erst später aufgefallen hat mich erst sehr viel später gestört.

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Es war ein wunderschöner Pulli, auch im heißesten Sommer zu tragen, sehr luftig, perfekte Farbe, und ich werde ihn vermissen. Zu den schon lange vorhandenen Tomatenflecken haben sich jetzt Altersflecken und Verfärbungen gesellt. Definitiv untragbar. Tschüß, Lieblingspulli!

Bis bald, Frl. Ideal, bis zum nächsten Schätzchen.
Ihre Tily.

PS: Eigentlich ein zeitloses Design. Vielleicht sollte ich es nocheinmal versuchen?

Alte Schätzchen.

Liebes Frl. Ideal,

im Zuge meiner jährlichen Aufräumarbeiten im Kleiderschrank trenne ich mich von einigen alten Schätzchen. Teils, weil sie ihr Kleiderleben wirklich abgeschlossen haben, teils, weil ich mit Sicherheit nie wieder hineinpassen werde – eine Figur wie eine tanzende 15jährige ist mit irgendwann 50 für mich nicht erstrebenswert -, teils, weil die Sachen mit Geschichte jetzt Geschichte sein dürfen.

Teil 1:  1980-87. Der rückenfreie Strickpulli.
Als Teenager war ich wohl innerlich ein bisschen verrückt. Während sich der Mainstream in weite Sweatshirts, enge Steghosen, T-Shirt über Poloshirt (natürlich mit Krokodil) und unifarbene Minis hüllte, besaß ich für die Schule Karottenjeans und unauffälligste Pullover – und nähte mir für die Freizeit durch fleißiges Treten auf der alten Phoenix 283 einen Tellerrock weiß mit roten Punkten und einen karierten  mit hochgesteckten Zipfeln.

Dann kam die Stricksaison. In der Schule tauschte ich die unter dem Tisch gelesenen Abenteuerromane gegen hoch gehaltenes Strickzeug aus. Ich strickte einen lilafarbenen riesigen Patentmusterpulli, der dank des günstigen Materials rasch die Fäden hängen ließ. Dann einen türkisfarbenen mit einer Schulter frei und einem halben Arm. Aus einer schweren Baumwolle – entweder ich fror links oder hatte es zu warm rechts. Aber todschick… Und dann aus einer Strickzeitschrift aus den frühen 70ern dieses rücken- und bauchfreie Schätzchen; Mit Stehkragen, also total praktisch im Hochsommer. Das Garn war hochwertig (Seide!), mit den Knötchen auch topmodisch – trotzdem günstig, wegen der Farbe. Die stand mir leider überhaupt nicht.

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(Miss Fitting musste auch ganz schön den Bauch einziehen, um dieses Schätzchen tragen zu können)

Außerdem zuppelte ich ständig am unteren Saum herum, denn für Bauchfrei und BH-los war ich doch ein wenig zu schüchtern. Keine Ahnung, warum ich das noch aufbewahrt habe. Vermutlich hat es dem MannimHaus mal gefallen. Jetzt ist es weg. Tschüß!

Stricken werd ich auch erstmal nicht mehr, Frl. Ideal.
Ihre Tily.