Archiv der Kategorie: Nähstube

Me Made Mittwoch 13: Portugal-Kleid

Liebes Frl. Ideal,

vor uns (und den anderen Damen vom Me-Made-Mittwoch) liegt ein wunderbarer Sommertag. Nicht nur ist das Wetter heuer angenehm warm und sonnig, es kommt auch meine kleine Nähfreundin zu Besuch und abends steht eine Theater-Improvisationsworkshop an. Ich freue mich auf einen entspannten Tag!

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Optimal gerüstet für den Tag bin ich mit meinem Portugal-Kleid. So genannt, weil der Stoff an einem ebenfalls wunderbaren Tag in Coimbra gefunden wurde. Ein leichter Strick in leuchtenden Farben, mit einem hohen Seidenanteil – dadurch wärmt es bei Bedarf, ist aber gleichzeitig luftig. Der locker Strick ist ziemlich durchsichtigt, deshalb ist das Kleid mit einem Rest Wirkstoff gefüttert. In die Farbkombination habe ich mich sofort verliebt.

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Der Stoff lag ein Weilchen. Kennen Sie diese Hemmung, Stoff zu zerschneiden? In solchen Fällen suche ich mir erst einen Schnitt, der den Stoff möglichst im Ganzen lässt. Auf diese Art kann das Kleidungsstück gegebenfalls „einfach“ umgearbeitet werden. Dieses Kleid werde ich aber so schnell nicht wieder auftrennen. Es ist sehr bequem und gefällt mir gut.

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Der Schnitt ist einfach umzusetzen und gleichzeitig raffiniert. Durch den geringeren Umschlag reichte der gekaufte Meter Stoff.

Der Wasserfall gibt recht wenig Einblicke, auch nicht beim Vorbeugen. Bei älteren Schnitten findet man meist ein eingesetztes, diagonal geschnittenes Dreieck zur Konstruktion des Wasserfalls – das vermeidet ebenfalls den Durchblick bis zum Bauchnabel, den man bei großer Mehrweite im Ausschnitt sonst schnell herbeiführt.
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Hier ergibt sich der Wasserfall ohne Mehrweite! Der Stoff wird mit derselben Oberweite einfach oben fortgeführt und umgeschlagen. Den Umschlag habe ich mit Futter verstürzt, daher war der Stoffverbrauch geringer als im Original.  Seine Form ergibt sich allein durch die Armausschnittlösung.

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Die Armausschnitte und der hintere Rückenausschnitt werden mit einem einzigen langen Stoffstreifen gleichzeitig geschmückt und versäubert. Dadurch lässt sich die Ausschnittiefe gleichzeitig regulieren, je mehr „freies“ Band auf der Schulter, desto rasanter der Ausschnitt.

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Bei meinem Probekleid war der gekaufte Schrägstreifen dafür zu schmal: es gelang mir nicht, den Schrägstreifen in einem Stück um die Armausschnitte herum über die Schulter in den Rückenausschnitt zu führen. So musste ich stückeln und hoffte das Beste für das Originalkleid. Umso überraschter war ich, wie gut im Original alles mit dem breiten Band sitzt.

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Das Probekleid aus Restjersey sieht angezogen recht sackig aus. Das müssen Sie mir glauben, Fotos an der Frau gibt es nicht.  Dafür können Sie an der Streifenführung erkennen, dass vorne keine Mehrweite geschnitten werden muss.

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Bei heißem Wetter ein Hauskleid, mehr nicht. Dieses Kleid nehme ich vielleicht noch einmal auseinander, die Farbe gefällt mir.

Für das Original fand ich ein breites Satinband mit leichtem Crash-Effekt – in einer Papeterie. Das Band ist ganz praktisch auch als Gürtel, ich mag an heißen Tagen auch die Version ohne Gürtel.SONY DSC   SONY DSC  SONY DSC
Vom Wirkstoff hatte ich nur noch einen winzigen Rest, deshalb ist das Kleid unten ein Stück ungefüttert und etwas durchsichtig – hier zum Glück weniger zu erkennen. Draußen sorgt es bei manchen für einen zweiten Hingucker 🙂 Unten ist der Abschluss mit mehrfarbigem Rollsaum gefertigt, sonst wäre die Rocklänge außerhalb meiner Wohlfühlzone angekommen.

Der Vollständigkeit halber: Die italienischen Schuhe kommen schon etwas in die Jahre, sie sind noch aus dem letzten Jahrhundert. Zum Glück ist das Modediktat ja nicht mehr so strikt wie früher, und man kann jede Absatzart tragen – nicht, dass mich das früher je von etwas abgehalten hätte 😉 Neue grüne Pumps / High Heels / Scyscraper ohne Plateau sind im Moment leider nicht zu finden

Details:
Schnitt: Burda 06/2014 Modell 104
Änderungen: Wasserfallumschlag geringer, gefüttert.
Stoff: 1m Strick mit Seidenanteil aus Coimbra, Wirkstoff vom Vorrat, Satinband
Nochmal? später vielleicht, geht schnell und einfach.

Steppende Grüße,
Ihre Tily.

Für den Herren. HerrMann im Juli

Liebes Frl. Ideal,

lange schon bewundere ich die HerrMann-Produktionen, die inzwischen an jedem 1. Freitag im Monat bei WollixundStoffix vorgestellt werden. Der MannimHaus wurde bisher von selbstgemachter Kleidung weitgehend verschont. Auf die Anzahl der gemeinsam verbrachten Jahre umgerechnet erhielt er nur 0,07 Teile pro Jahr. Warum eigentlich?

Ganz überraschend nickte der MannimHaus neulich auf die halb scherzhafte Frage im Stoffladen, ob er aus diesem Stoff ein Hemd haben wolle. Das kann an der harmlosen Urlaubslaune gelegen haben, oder ob der Bewunderung der Mitarbeiterinnen im Stoffgeschäft -, wie immer saß der MannimHaus an einem strategisch günstigen Platz zur Beobachtung und gab fachkundige Kommentare zu hochgehaltenen Stoffen ab -, oder am guten Beispiel vom HerrdesHauses bei MamamachtSachen – mir egal. Hauptsache, eine neue Herausforderung.

Ein gerade ausrangiertes, gern getragenes Kaufhemd wurde auseinandergeschnitten, Ziernähte und Verarbeitung untersucht. Kragen und Manschetten konnten anhand zweier bisher unverbloggter Blusen bereits geübt werden. Das wird schon …  Sicherheitshalber noch ein hilfreiches Video im Schnelldurchgang durchgesehen, und trotzdem lieber ein Probestück nähen? Schließlich soll der MannimHaus nicht gleich wieder verschreckt werden. So ein kleiner Nähwunschkeimling  möchte gehegt und gepflegt werden 😉

Mit sachkundiger Stoffmarktbegleitung der Kölner Nähbloggerinnen, speziell Frau DrehumdiebolzenIngenieur konnte ich einen dünnen Baumwollhemdenstoff in den perfekten Farben erwerben.

Für die gedoppelten Teile (Kragen, Steg, Brusttaschen, Ärmelabschluss) wurde ein ebenfalls ausgemustertes Hemd zerschnitten. Einlage H200 im Kragen und Steg. Die Knopfleiste ist mit Orginialstoff gedoppelt, ohne Einlage. Bitte beachten Sie die Musterverläufe, liebes Frl. Ideal, darauf bin ich ein bisschen stolz:

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Ganz ohne kreative Elemente geht es  nicht:

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Das kleine Stoffdreieck war auch am Kaufhemd.

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Ein tragbares Probestück, und der MannimHaus mag es!  (Ja, die unterschiedlichen Ärmelaufschläge sind absichtlich so 🙂 Mal sehen, ob das „richtige“ Hemd dann auch so aussehen wird.

Bis dahin,

steppende Grüße
Ihre Tily.

Schnitt: vom Kaufhemd (Gr. 41/42) abgenommen
Stoff: dünner Baumwollstoff (Batist?), Stoffmarkt Leverkusen, ansonsten RecyclingKnöpfe: vom Kaufhemd abgeschnitten
Garn: Allesnäher von Gütermann
Kosten: 4,00 Euro (ohne Herstellungskosten)

Me Made Mittwoch 12: Ein Plädoyer für Leinen.

Liebes Frl. Ideal,

endlich Sommer! Heute sollen es hier wieder 25 Grad werden, da kann ich meine geliebte Leinen-Hose wieder herausholen und das neue Rückenfrei-Top anziehen. Das sieht dann so aus wie am vergangenen Freitag:

Burda 5/09 und 7/09
Burda 5/09 und 7/09

Eine schwarze Leinenhose gehört immer in meinen Kleiderschrank. Schwarze Hosen sowieso, die zähle ich lieber nicht – Business-Kleidung. Die schwarze Leinenhose ist eher für die Freizeit. Natürlich beutelt sie nach kurzer Zeit des Tragens, vor allem, wenn man viel sitzt – das zeigt sich besonders deutlich auf den Fotos von Freitagabend. Trotzdem gefällt mir das Aussehen der Hose.

Burda 5/09 und 7/09
Burda 5/09 und 7/09 – bitte beachten Sie auch die herrlichen Zehenschuhe!

Ich mag das Tragegefühl von Leinen, herrlich leicht, luftig und trotzdem bei Bedarf auch wärmend. Man schwitzt nicht darin, Wasser wird vom Körper weg transportiert. Die Struktur gefällt mir bei allen Verarbeitungsarten, und manche Leinenstoffe haben einen wunderbaren Glanz. Und Sie, Frl. Ideal, lieben Leinen unter ihrem Füßchen – es lässt sich ganz wunderbar mit Ihrer Hilfe verarbeiten. Miss E. braucht dabei nur zuzusehen, versäubert wird mit dem guten alten Zickzackstich.

Burda 7/09

Das Wickeltop in Neckholderform ist eine Resteverwertung des Maybach-Ufer-Kleides. Diesmal mit Bordüre oben, und für den Rücken den Rest ohne Bordüre. Zusammen mit einem weiteren, mittelmäßig sitzenden T-Shirt ist damit alles verarbeitet.
Den Schnitt habe ich 2009 schon einmal als Ulk aus einem Stück nicht-elastischen, silbergrau-schwarzem Leopardensatin umgesetzt. Das saß hinten und vorne nicht, im wahrsten Wortsinn – trotzdem gab es Komplimente. Und ich mochte den vorteilhaften Armausschnitt vorne. Also ein neuer Versuch.

Burda 5/09 und 7/09

Hinten verrutscht der Ausschnitt etwas beim Tragen. Meist bilden die Teile ein schönes V. Die reine Wickelversion war mir etwas zu unsicher, ich habe die Seiten zugenäht. Frauen mit (noch) größerer Oberweite bräuchten ein gesundes 70er-Jahre-Selbstbewusstsein für diesen Schnitt. Freiheit!

Die Schuhe (ja, da habe ich welche an!) habe ich geschenkt bekommen. In den Geschäften schlich ich zuvor lange um solche Zehenschuhe herum. Sie sind herrlich bequem, ein bisschen extravagant und sind trotz der völlig geschlossenen Zehen für warmes Wetter geeignet. Für Kälte habe ich passende Zehensocken. Allerdings führt bei Kälte die Schuhfarbe zu Irritationen bei Passanten, sieht halt eher nicht angezogen aus.

Leinenhose:
Schnitt: Burda 05/2009 Modell 111; Hose mit weitem Bein und ohne Bund.
Verändert: ohne Pattentaschen; eine Nummer kleiner hätte es eventuell auch getan
Stoff: Reinleinen
genäht: 2010
nochmal? vielleicht, wenn´s schnell gehen muss.

Top:
Schnitt: Burda 07/2009 Modell 124A (gibt´s in lang auch als Kleid)
Verändert: Seiten zugenäht zum Fake-Wickel.
Stoff: Jersey vom Maybach-Ufer
nochmal? vielleicht, geht sehr schnell.

Mal sehen, was die übrigen Me-Made-Mittwoch-Macherinnen heute tragen. Der Gertie-Coat-Dress von Katharina ist toll.

Steppende Grüße
Ihre Tily.