Keine AnNäherung, aber: Remember-Bielefeld-Rock.

Sehr neugierig fuhr ich im letzten Jahr zu dem von  Mema,Dasbürofürschönedinge, Bunte Kleider und Frau Knopf in Bielefeld organisierten Nähbloggerinnen-Treffen und lernte eine Menge spannender Frauen persönlich kennen, deren Blogs ich teilweise seit Jahren lese.

Mein erster Eindruck: Vor dem Museum „Bielefeld Wäschefabrik“ (schöne Beschreibung bei Frau Nahtzugabe) stehen eine Menge fröhlicher Frauen in wunderschönen, selbstgenähten Sachen und nehmen mich gleich in die Runde auf.

Das ganze Wochenende war wunderbar. Umso trauriger war ich, als ich weder am Köln-Bielefeld-Treffen im November noch jetzt an der Annährung teilnehmen konnte. Hoffentlich klappt es das nächste  Mal!

Zum Schluss am Sonntagmorgen beim Frühstück summte das ganze Cafe von den spannenden Gesprächen über Nähprojekte. Gleichzeitig wurden Stoffe und Schnitte getauscht. Diesen tollen Stoff hier nahm ich mit, im Tausch gegen einen Coupon Fleece und zwei Schnittmuster. Leider weiß ich nicht mehr, von wem der Stoff war. Jedenfalls nochmal DANKE!

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Der Stoff wurde ein Weilchen gestreichelt und immer mal wieder mit Schnittmustern belegt (Bleistiftrock? Oder Trikot-Jumper aus dem Vintage-Heft? Kurze Hose?). Ich konnte mich länger nicht zum Anschneiden entschließen.

Jetzt ist es draußen morgens richtig kalt, also der rechte Zeitpunkt für ein schnelles Winterprojekt. Bei der Sichtung der Burdahefte vielen mir zwei A-Linien-Röcke mit unterschiedlichen Abnäher-Lösungen in die Hände. Das erinnerte an die erstaunliche Versuchsreihe von Sewing Galaxy zur Auswirkung von Rockabnähern auf die Silhouette. Beim Vergleich unterschieden sich die zwei Schnittmuster tatsächlich nur in der Position der Abnäher.
Ich versetzte also die schrägen vorderen Abnäher nach außen, um nach den Erkenntnissen von Sewing Galaxy eine flachere Bauchpartie zu erhalten. Man muss den Plätzchenspeicher ja nicht noch extra betonen.
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In meiner Steinzeit schnitt ich bei den Mustern einfach zu und ließ mich vom Ergebnis überraschen. Der Blog diszipliniert ein wenig: Wenn ich schon über ein Kleidungsstück berichte, und dann der Stoff auch noch geschenkt ist, sollte ich mir  etwas Mühe geben. Den letzten Anstoß gab mir Frau Beswingtes Allerlei mit ihrer Folge über den Zuschnitt gemusterter Stoffe:

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Den Bund ist nach der Anleitung von Into Tailering als „Couture-Bund“ mit Roßhaar-Einlage, Organza und Ripsband gestaltet. Gefällt mir gut, war einfach zu nähen. Bei Verstärkung mit Vlieseline scheint mir der Bund demgegenüber häufig nicht fest genug.
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Der Rock hat als echter Winterrock noch ein wenig Spiel. Er wird auch nach Weihnachten noch passen passt also immer noch.
2014 Bielefeld-Rock
Das ist die maximal mögliche Länge. Sieht ein bisschen langweilig aus, oder? Auf Bestätigung des Familienrats werde ich um 1,5 Karolängen kürzen. Tragefotos gibt es demnächst mit dem passenden Pullover.
Immer noch langweilig? Any ideas?

Verdunklung.

Wie glücklich sind wir hier in Deutschland, wenn wir mit dem Begriff „Verdunklung“ nur noch vererbte Erinnerungen an Angst, Schrecken, Trauer und Vernichtung verbinden, und die Bezeichnung wieder fast unvorbelastet benutzen können. Hoffentlich bleibt das so!

Verdunklung – das bedeutet heute, es drinnen möglichst dunkel zu halten, wenn keine Rolläden vorhanden sind. Wie hell es nachts sein kann, stellt man erst fest, wenn man eigentlich schlafen möchte und nicht kann. Bei ständigen Schichtwechseln fehlt es häufig am Schlaf, und das macht sich auch im Urlaub bemerkbar.

Ab und an sind wir in einem wunderschönen alten Chris-Craft-Kabinen-Boot aus Holz unterwegs, früher mal mit einem V8-Motor ausgestattet und entsprechend schnittig anzusehen. Zum Wohnen für zwei gerade groß genug, vorne in der Kabine eine schöne Liegefläche, und durch die Fenster (und das dünne Holz) fühlt man sich innen, als ob man draußen wäre. Auch nachts.

Kommt zum ohrenbetäubenden Vogelgezwitscher in der Früh die Helligkeit, ist an Schlaf oft nicht mehr zu denken. Also vermaßen wir die Fensterflächen – natürlich keine wie die andere geschnitten -, und planten, Verdunklungsstoff anzubringen.

Was lange währt, wird endlich gut: seit zwei Jahren wartete der schöne Verdunklungsstoff auf die Verarbeitung; Inzwischen ist die Auswahl hier viel größer geworden. Ich würde trotzdem wieder zum cremefarbigen Stoff greifen. Jetzt ist das unvollendete Objekt endlich vollendet – pünktlich zum Saisonende 🙂

Schon seit längerem ist ein ähnlicher Stoff, allerdings mit Motiven von „Cars“ bedruckt, beim Lieblingsneffen im Einsatz. Verdunklung funktioniert!

(Fotos reiche ich vielleicht irgendwann nach, wenn beide Werke vor Ort besucht werden.)

MeMadeMittwoch Nr. 2

Liebes Frl. Ideal,

Sie wissen es nicht, aber im letzten Jahr rief Frau Crafteln den HosenHerbst aus. „Hosen“, schnauben Sie jetzt, „die moderne Frau trägt doch Kleider!“ – aber tatsächlich trägt Ihre Tily sowohl als auch. Die moderne Frau hat heute die Wahl! Deshalb führe ich heute eine letztes  vorletztes Jahr genähte Winterhose aus.

Den Schnitt kannten Sie noch, Frl. Ideal: 1994, im Dezember, in einer „ich-muss-mich-ablenken“-Aktion rädelte ich den Schnitt erstmals aus der Burda. Ob mir den wunderbaren sandfarbenen Schurwollstoff (TEUER!!) damals meine liebe Mutti kaufte oder ich selbst in einem Anfall von Liebeskummer, das weiß ich nicht mehr – und Sie, Frl. Ideal, werden es mir leider nicht verraten. Jedenfalls passte die Hose sofort, es gab Komplimente dafür und sie wurde endlos getragen.  … Mit diesen guten Erinnerungen also noch einmal, warum einen neuen Schnitt suchen! 20 Jahre und ein Sportende später passt mir Burda-Größe 34/36 natürlich nicht mehr. Glücklicherweise werden nicht nur ausgerädelte Schnittmuster, sondern auch die Hefte im Haus von Frl.Ideal  aufbewahrt. Also auf ein Neues:

Skeptisch schauten Sie auf mich herunter, Frl. Ideal, als ich – siegessicher, ein schnelles Projekt nach der Tagesschau an einem Abend umzusetzen – Größe 42 ausschnitt. Sie hatten wie so oft recht. Die Hose rutschte bei der  Anprobe gleich wieder zu Boden. Also enger und enger gesteckt … Glücklicherweise mochten Sie den festen Twill sehr gerne, Frl. Ideal, und machten mir keinerlei Schwierigkeiten. Immerhin noch vor Mitternacht waren sowohl die Hose als auch ich fertig.

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Die Falten auf dem Foto rechts sind nicht da, wenn ich mich richtig hinstelle. Die Beine sind vielleicht immer noch ein wenig weit, und mit dem hohen Taillenbund sieht die Hose insgesamt recht retro aus. Das könnte auch an den vier Abnähern hinten liegen. Mir gefällt es so. Die Hose ist sehr bequem.  Hinsetzen geht auch:

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Der feste Twill gibt den Hosenbeinen bis zum Saum viel Form. Sie sind extra lang, damit sie zu hohen Schuhen passen. Die Schuhe sind übrigens sehr bequem.

Es war schön, die Hose mit Ihnen zu nähen, Frl. Ideal. Auch der Blindstich-Saum mit Ihrer Blindsaum-Sticheinstellung ging überraschend schnell von der Hand. Demnächst machen wir das noch einmal!

Mit herzlichem Dank und steppenden Grüßen verbleibe ich
Ihre Tily.

Schnitt: Burda 12/1994 Mod. 114
Nochmal: Ja! Der Schnitt ist schnell umgesetzt (wenn man gleich die richtige Größe nimmt 😉
Stoff: Im Original lautete die Stoffempfehlung „Leichter Jersey oder feine Strickstoffe, die nicht allzu dehnbar sein sollen. Aber auch leichte Gabardine oder Flanell“
Hier verwendet ein Baumwoll-Twill, sehr fest mit viel Stand, und einem klitzekleinen Querstreifenmuster in Sand-/Braun. Vom Stofflager, online erworben, Herkunft vergessen, mit Sicherheit recht günstig. Mehr davon wartet auf weitere Verarbeitung. Vielleicht mache ich irgendwann einen passenden Blazer.

Burda12-94  Burda12-94-114
(Quelle: selbst gescannt)

Was die anderen Mittwochs-Macherinnen zeigen, hier entlang:

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